– das Licht in der dunklen Zeit

Wenn die Tage kürzer werden und es an manchen erst gar nicht so richtig hell werden will, dann entsteht ein Raum, den kein anderer Monat hervorbringt: ein Zwischenort voller Erinnerungen, Sehnsüchte und kleiner Wunder. Der Dezember hat seine ganz eigene Magie.

Diese Zeit bringt ein besonderes Gewicht mit sich. Die Adventstage rufen nicht nur Lichterglanz und Vorfreude wach, sondern erinnern auch an missglückte Familienzusammenkünfte, an jene berühmten Mahlzeiten, bei denen wir bemüht um die vielen Fettnäpfchen herum manövrierten und den Nachschlag nicht mehr so richtig genießen konnten. Der Wunsch nach Harmonie und Nähe prallen gerade an diesem hohen Feste schon mal heftig mit unserer alltäglichen Realität im Familien – und Freundeskreis zusammen.

Doch genau hier öffnen sich auch neue Wege. Es ist erstaunlich, wie viel heilsame Kraft in dem einfachen Satz liegt: Ich nehme an, was ist. Nicht resigniert, sondern dankbar. Als wäre jedes Erlebnis – selbst das verkorkste – ein Kiesel, der unseren Weg markiert und uns zeigt, wie weit wir gekommen sind.

Und dann kommt die Kunst ins Spiel.

Wie ein Lichtstreifen am Horizont – künstlerische Kreativität beim Zeichnen, Kleben, Schreiben, Sammeln, Arrangieren oder einfach nur das Staunen über alltägliche Dinge – schenkt uns Abstand. Plötzlich darf alles ein wenig leichter sein. Ein kleines Objekt, ein Fundstück, ein Farbklecks führt uns vor Augen, dass selbst das Unaufgeräumte im Leben Würdigung verdient.

Kunst ist freier Ausdruck. Lass die Kontrolle los und lasse das entstehen, was sich zeigen will. Erschaffe nicht, um etwas zu beweisen, sondern um frei zu atmen. Sei nicht kreativ, um zu genügen, sondern um dich zu erinnern, was dir wirklich wichtig ist.

Darin liegt ein Zauber: Wir schaffen etwas Neues, indem wir nicht gegen das Alte rebellieren, sondern es freundlich zur Kenntnis nehmen. Das beste Geschenk an uns selbst ist es, mit ehrlicher Dankbarkeit auf die Geschehnisse um uns herum zu blicken. Wir wachsen nicht, weil wir alles richtig machen, sondern weil wir bereit sind, die eigenen Geschichten in Gold zu fassen – oder meinetwegen auch in Collagen aus Porzellanfragmenten und Blütenresten.

Lila ist Lebensfreude

Und mitten in dieses feine Gefüge aus Dunkelheit und Licht mischt sich eine Farbe, die dem Dezember besonders gut steht: Violett. Oder Lila, wenn man es vertrauter mag. Eine Farbe der Wandlung, kraftvoll und geheimnisvoll. Sie steht für die Veränderung in der dunkelsten Zeit – genau dort, wo die alten Geschichten genug Ruhe haben, um sich endlich verwandeln zu dürfen.

Ich erinnere mich an manche Abende kurz vor Heiligabend, an denen der Himmel so tiefrot brannte, dass er beinahe violett wirkte. Ein dramatischer Auftritt, als hätte die Natur beschlossen, selbst einmal auf eine künstlerische Bühne zu treten. Wer oder was auch immer für einen derart farbgesättigten Himmel verantwortlich ist – auch der Himmel nutzt hin und wieder ein wenig künstlerische Inszenierung. Vielleicht war in meinen weit zurück liegenden Kindertagen vor allem der Kohlenstaub für diese kräftigen abendlichen Farben am Himmel über dem Ruhrgebiet verantwortlich?! Meine Mutter erklärte mir dann schon mal gern: „Das Christkind backt Plätzchen.“ Als Kind mochte ich mir das natürlich gern vorstellen.

Meine künstlerische Arbeit führt mich über das Erlebte hinaus. Es hebt mich mit etwas weniger Drama durch diese Jahreszeit. Da ist die Dunkelheit kein Gegner, sondern eine Bühne. Und ich kann selbst entscheiden, welche Farben ich darauf bringe.

Der Dezember ist ein Lehrer in lila Samtstiefeln. Oder ein Flamingo im lila Federkleid: still, humorvoll und hartnäckig. Ein Monat, der uns einlädt, das Unfertige zu ehren, das Schwierige zu verwandeln und das Gegebene anzunehmen. Und vielleicht – ganz vielleicht – ist das die wahre Magie dieser Zeit. Backe diesen Zauber hinein in Deine duftenden Weihnachtskekse und lasse sie für Überraschungen sorgen in Deinen vielfältigen künstlerischen Arbeiten.

Ich wünsche Dir eine Zeit voller Wunder und schöner Momente