Miniaturcollage "Pyrmonter Schlossgraftstelze"

Gehen wir doch mal ins Detail!

Wo sind die Wachteln?

Die Wachtel ist ein unauffälliger, im verborgenen lebender Vogel und kommt in unseren Gefilden nicht mehr so häufig vor wie früher. Die Wachtelhenne führt bis zu zwölf Küken. Im Bild zähle ich nur fünf Küken. Oje! Wo ist der Rest der Kinderschar???

Ich möchte hier keine traurigen Geschichten erzählen!

Drum gehen wir  über zur  nüchternen Materialauflistung:

 Lieblingspapier!

  • Verwendet habe ich, wie für viele meiner Collagen, ein leicht strukturiertes handgeschöpftes Aquarellpapier, das in Frankreich hergestellt wird. Es hat so ein wunderbar warmes Weiß und fühlt sich sehr angenehm an, ein bißchen sandig greift es sich. Das Papier ist extrem langlebig und vergilbt nicht. Gezeichnet habe ich  mit Aquarell, mit Feinzeichnern, Bleistift und Buntstiften. Auf einen  Feinzeichner mit lichtbeständigen Pigmenten in allerfeinster Strichstärke  lege ich für die kleinen Zeichnungen großen Wert! Die gesamte Collage misst  ca. 6 x 7 cm.

Im Detail betrachtet von links nach rechts:

Stinkt wie Seife!

  • Ganz links unten eine unreife Samenkapsel vom Drüsigen Springkraut. In dieser Collage ist eine kleine Schnepfe daraus geworden. Selbstbewusst und entschlossen stolziert sie  aus dem Bild heraus. Das Springkraut wächst hier überall wie verrückt und ich darf ohne Bedenken das wenige abpflücken, was ich verwenden möchte. Vielleicht kennt ihr die kleinen rosa Blüten dieses an Waldrändern und Bachläufen wachsenden Krautes, das bei manchem Wetter einen etwas unangenehmen seifigen Geruch verströmt. Wenn die Samenkapseln reif sind, springen sie auf bei Berührung. Ich nehme sowieso nur die kleinen unreifen. Und im getrockneten Zustand riechen die Samenkapseln natürlich gar nicht.

Die Venusfalle ist eine fleischfressende Pflanze. Wachteln frisst sie nicht!

  • Die Schnepfe versteckt sich unter zwei welken Blättern der Venusfalle, die in einem Blumentopf auf meiner Fensterbank gedeiht. Nach Absterben der Blätter ernte und presse ich die kleinen Blättchen. Aber nur die wirklich kleinen.

Ich interessiere mich doch nicht für jeden Müll!

  • Oben rechts neben der Venusfalle: Abgeschnittenes Stück eines Blutzuckerteststreifens, welche auf allen Wegen zu finden sind.  In ferner Zukunft werden die Archäologen wahrscheinlich nach Menge der aufgefundenen Teststreifen in der untersuchten Bodenschicht auf die Anzahl der erkrankten Bewohner im entsprechenden Zeitalter schließen können. Bestimmt werden die zukünftigen Forscher  postulieren, der prozentuale Anteil der Diabetiker an der Bevölkerung um das Jahr 2017 herum sei in den Boberger Dünen in Hamburg besonders hoch gewesen. Diese Kunststoffstreifen sind langlebig. Ich schlendere noch nach Wochen bei den selben Stellen an den selben Plastikteilen vorbei. Ich finde nur die Blutzuckerteststreifen mit diesem Piktogramm des Schmetterlings hübsch. Auf anderen Teststreifen ist gar nix zu sehen oder nur das langweilige Logo des Herstellers. Ich interessiere mich bei weitem nicht für jeden Müll.

Sie flattert, die Ulme!

  • Unter dem Schmetterling  die Nussfrucht einer Flatterulme, die in diesem Werk  die zentrale Figur der Wachtelhenne verkörpert. Es könnte auch ein Kiwi sein. In manchen Bildern ist das so. Manche dieser Samen sind umwachsen von feinen silbrigen Wimpern. Damit sehen sie dann wirklich aus wie Kiwis. Dieses Nüsschen hier erinnert mich eher an eine Wachtel.

Kleinwüchsige Küken?

  • Zu ihren Füßen fünf Samenkapseln – ich meine  natürlich – dort huschen die Küken.  Diese sehr kleinwüchsigen Pflanzenteile stammen von einer kurzgemähten Sommerwiese.

Totaler Ausverkauf!

  • Ganz unten im Bild als Randbemerkung das  Spiegelfragment  einer  kleinen Discokugel. Ihr wisst schon – diese mit Spiegelquadraten beklebten Styroporkugeln. Schon vor Jahren fand ich ein etwas abgestoßenes Exemplar auf einem meiner Spaziergänge. Einige Spiegelchen fehlten schon. Den Rest habe ich  abgeschabt und greife heute noch auf diesen Fundus zurück. So ganz langsam geht der Vorrat jedoch tatsächlich zur Neige. In etlichen meiner über die Jahre entstandenen Collagen sind diese Spiegelchen  zu finden. Also am besten JETZT zugreifen! Die Collagen mit den Spiegelchen werden bald schon restlos ausverkauft sein!

Untergang eines Admirals

  • Rechts heraus aus dem Bild führt der klägliche Rest eines Schmetterlings. Der Admiral ist untergegangen auf hoher See. Nur diesen kleinen Rest konnte  ich aus der Ostsee bergen, wo er auf  seichten Wellen dahin trieb vor Scharbeutz. Es war ein  windstiller Tag im September und ich habe den spätsommerlichen  Strand- und Badetag sehr genossen. Zu Hause wartet zwar eine  umfangreiche Schmetterlingssammlung darauf, verarbeitet zu werden. Für dieses Bild musste es jedoch dieser hier sein. Unscheinbar und ausgefranst. Ein paar Mal ist er mir wieder aus den Händen gespült worden. Etliche Farbpigmete sind  fortgeschwemmt, einige kleine Stellen schon vollkommen durchscheinend. Aber ein zartes und gleichzeitig beeindruckend zähes Gerippe durchzieht den Flügelrest und hält ihn zusammen. Auf schaukelnden Wellen. Kurz vor dem Untergang fand er noch seine Bestimmung – hier ist er nun.

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